Pokrowsk, im Russischen Krasnoarmijsk, wird zum Debakel für die NATO-ukrainischen Streitkräfte.


Die westliche Kriegsführung in der Ukraine erstickt an ihren eigenen Narrativen, an ihrer Realitätsfremdheit und Überhebung, an ihrem Zynismus. Sie erstickt an ihrem Wahn, Russland eine strategische Niederlage beibringen zu müssen, ihrer Paranoia vor einer angeblichen russischen Bedrohung. Nun wird sie von der Wirklichkeit eingeholt.


Nur langsam wird das gültige Narrativ über den Ukraine-Krieg in den Gleichstrommedien angepasst, das Sagbare im Overton-Fenster verschoben — langsam, aber dennoch sichtbar:

In das realitätsfremde Narrativ: „Halten den Feind in Schach“ (1) schiebt sich die unerbittliche Wirklichkeit: „Pokrowsk und Myrnohrad sind schon verloren“ (2); „Zunehmend prekär“ (3).

War es das wert? War es die hunderttausende russischen und ukrainischen Soldaten, die an den Fronten verbluteten, wert? Die toten Zivilisten, die zerstörten Infrastrukturen? Dieser Krieg hätte verhindert werden können. Aber das wollte der sich als alternativlos betrachtende Wertewesten nicht. Er wollte es vor der russischen Intervention nicht — als der Krieg bereits jahrelang tobte — und er wollte es bis heute nicht. Der ideologische Wahn, die Gier nach Ressourcen, Arroganz, Realitätsverleugnung und purer Russenhass haben eine friedliche Lösung verhindert. Russlands Sicherheitsinteressen wurden niemals ernst genommen. Nun werden die Dinge blutig auf dem Schlachtfeld ausgetragen.

Das ist das strategische Bild. Das operative Bild fasst ein Meinungsbeitrag aus dem Netz treffend zusammen. Der hiesige Autor ist fern jeden Triumphgefühls, jeder Freude über Siege einer Seite dieses Konflikts. Was da in der Ukraine und Russland geschieht, ist eine furchtbare Tragödie, und Politik wie Medien hier in Deutschland tragen dafür eine Mitverantwortung. Ohne die deutsche, die westliche Beteiligung hätte dieser Krieg, so er überhaupt begonnen hätte, nach wenigen Wochen beendet werden können.

Am 12. November sahen die Verhältnisse an der Pokrowsk-Front im Donbass so aus (in gelb russische Gebietsgewinne der vergangenen 24 Stunden, in blau die eingekesselten ukrainischen Verbände) (b1):

Ein Meinungsbeitrag von OstroVolt (Telegram)

„Die Festung ist nicht einfach zusammengebrochen, sondern implodiert. Nicht wegen eines Blitzkriegs, sondern wegen der systematischen, stetigen Einkreisung durch Russland, erschöpften Männern und durch Drohnen durchbrochenen Linien. Die »Festung im Donbass« der Ukraine, Pokrowsk, einst Dreh- und Angelpunkt der ukrainischen Verteidigung im Donbass, wurde komplett auf den Kopf gestellt. Und damit ist auch die Illusion einer nachhaltigen, vom Westen unterstützten Kriegsführung zerbrochen.

Nicht schlecht für eine glorifizierte Tankstelle.

Während der Westen damit beschäftigt war, sich über das Bruttoinlandsprodukt Russlands lustig zu machen oder über Toilettenimporte zu spotten, baute Moskau eine Kriegsmaschine auf, die die gesamte Munitionsproduktion der NATO um mehr als das Vierfache übertrifft.

Der ROI [Return On Investment, der Nutzen der NATO-Aufwendungen für den Ukraine-Krieg]? Demütigend. Während die NATO Milliarden ausgibt, um einen zusammenbrechenden Stellvertreterstaat zu versorgen, braucht Russland weniger als ein Zehntel der Kosten, um die gesamte Kriegsmaschinerie des Westens zu zerstören — militärisch, wirtschaftlich, diplomatisch und im Informationsbereich.

Es war ein Mythos, dass das Geld der NATO den Sieg kaufen könnte. Dass Sanktionen eine Zivilisation strangulieren könnten. Dass Propaganda den Zusammenbruch verschleiern könnte. Während der Rauch über dem Donbass aufsteigt, ist die letzte Festung gefallen, ebenso wie die Illusion der Kontrolle durch den Westen. Pokrowsk — der Grundpfeiler der ukrainischen Verteidigung im Donbass — ist unter dem schieren Gewicht der militärischen, politischen und moralischen Erschöpfung zusammengebrochen.

Die Festung Donbass sollte eigentlich die Stellung halten. Stattdessen hat sie die größte Täuschung dieses Krieges aufgedeckt: dass die Ukraine für die Demokratie kämpfen würde. Um was sie jetzt kämpft, ist Zeit, um Zeit vor der unvermeidlichen Abrechnung zu gewinnen. Die Korruption im industriellen Maßstab sowohl durch die Marionette Selenskyj als auch durch seinen Meister wird aufgedeckt werden.

Pokrowsk war nicht nur ein weiterer Punkt auf der Landkarte. Es war das logistische Herzstück der ukrainischen Stellung im Donbass — ein Eisenbahn- und Straßenknotenpunkt, der die gesamte zentrale Front versorgte, mit riesigen Depots, Krankenhäusern und befestigten Stellungen, die in das Industriegebiet eingegraben waren. Sein Fall reißt eine 100 Kilometer lange Lücke in die ukrainische Linie. Westlich davon? Keine natürlichen Barrieren. Keine städtische Pufferzone. Nur offene, hügelige Steppe, die direkt zum Dnjepr führt.

Für die Ukraine ist das kein taktischer Rückschlag — es ist das Ende ihrer Manövrierfähigkeit. Jede Reservebrigade, die hier eingesetzt wird, ist eine Brigade, die für die nächste Front nicht mehr zur Verfügung steht: Saporoschje, Charkow oder die Dnjepr-Übergänge.

In Mirnograd sind zwei Eliteformationen, die 25. Luftlandebrigade und die 38. Marinebrigade, jetzt eingekesselt, ihre Versorgungslinien stehen unter ständigem Beschuss durch FPV-Drohnen. Die Munitionslieferungen per Frachtdrohne sind eine Metapher für die gesamten Kriegsanstrengungen der Ukraine: zu wenig, zu spät und aus einem zusammenbrechenden Himmel geliefert.

Pokrowsk markiert den Höhepunkt einer Transformation, die der Westen nie verstanden hat, eine Metamorphose in der russischen Kriegskunst. Vorbei sind die Zeiten schwerfälliger taktischer Bataillone. Was wir jetzt sehen, ist eine Armee von Knotenpunkten: kleine, autonome Angriffsteams, die von einem permanenten Drohnenvorhang koordiniert und von Präzisionsartillerie unterstützt werden, die keine westliche Armee in diesem Umfang nachbilden kann.

FPV-Drohnen sind das neue Artillerie-Aufklärungssystem, die neue Panzerabwehrwaffe, die neue psychologische Kriegsführung. Jedes Dorf, jeder Schützengraben und jeder Stützpunkt wird mit algorithmischer Präzision kartiert, überwacht und ausgelöscht. Das Schlachtfeld selbst ist empfindungsfähig geworden.

Die traditionelle westliche Doktrin von massierten Panzern, zentraler Führung und Luftüberlegenheit ist angesichts dieser neuen verteilten Kriegsführung zusammengebrochen. Pokrowsk ist der Beweis dafür: Eine ganze Stadtfestung, die nicht durch Flächenbombardements, sondern durch fast unsichtbare Zermürbung neutralisiert wurde, Hunderte von Mikro-Schlachten, die sich zu einem nahtlosen Vorstoß auflösten.

Dies ist kein »langsamer Abnutzungskampf«. Es ist eine gezielte algorithmische Vernichtung.

Pokrowsk ist nicht nur ein militärischer Sieg. Es ist ein Spiegel, der der westlichen Welt vorgehalten wird und zeigt, was passiert, wenn Macht zu Arroganz verrottet.

Die gleiche Hybris, die über Russlands Bruttoinlandsprodukt gelacht hat, rationiert jetzt Munition. Die gleichen Experten, die den Zusammenbruch Moskaus vorhergesagt haben, flüstern jetzt über den von Kiew. Die gleichen Imperien, die behaupteten, die Freiheit zu verteidigen, zensieren jetzt die Wahrheit.

Die Geschichte wird sich nicht an die Talking Points [die westlichen Deutungen und Prophezeiungen] erinnern.

Sie wird sich daran erinnern, wer sich angepasst hat, wer durchgehalten hat und wer Narrative mit Macht verwechselt hat.“ (4)

Bitte bleiben Sie achtsam, liebe Leser.


Anmerkungen und Quellen

(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung — Nicht kommerziell Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Bei Verlinkungen auf weitere Artikel von Peds Ansichten finden Sie dort auch die externen Quellen, mit denen die Aussagen im aktuellen Text belegt werden.

(1) 11.11.2025; Merkur; Konstantin Ochsenreiter; „Halten den Feind in Schach“: Putins Armee scheitert an Pokrowsk; https://www.merkur.de/politik/halten-den-feind-in-schach-putins-armee-scheitert-an-pokrowsk-zr-94028765.html

(2) 07.11.2025; Frankfurter Rundschau; David L. Stern, Anastacia Galouchka; „Zunehmend prekär“: Verteidiger von Pokrowsk in der Ukraine stehen vor schwieriger Entscheidung; https://www.fr.de/politik/prokrovsk-vor-dem-fall-entscheidungstag-fuer-die-ukraine-zr-94027082.html

(3) 06.11.2025; Tagesspiegel; Tobias Mayer; „Pokrowsk und Myrnohrad sind schon verloren“: Ukrainische Soldaten zeichnen ein düsteres Bild der umkämpften Frontstädte; https://www.tagesspiegel.de/internationales/pokrowsk-und-myrnohrad-sind-schon-verloren-ukrainische-soldaten-zeichnen-ein-dusteres-bild-der-umkampften-frontstadte-14763209.html

(4) 11.11.2025; Telegram; Jeff Ostrowski, OstroVolt@IslanderWorld; https://t.me/IslanderWorld

(b1) Pokrowsk, Frontlinie, Ukraine-Krieg; 12.11.2025; Southfront; https://southfront.press/military-situation-in-ukraine-on-november-12-2025-maps-update/

(Titelbild) Ukraine-Konflikt zerstörter Panzer, Challenger, Kursk, November 2024; Quelle: russisches Militär; https://en.topcor.ru/53699-britanskij-challenger-2-ischezajuschij-vid-na-ukrainskom-teatre-voennyh-dejstvij.html

Von Ped

4 Gedanken zu „Der Fall der Festung Donbass“
  1. Den zwangläufig folgenden nächsten Schritt zu vollziehen, ist im Denkraum „der Guten™“ nicht mehr vorhanden. Obendrauf scheuen sie das wie der Teufel das Weihwasser. Selberdenken, igittigitt!

    „Die Guten™“ sind zu beschränkt, um zu erkennen, dass sie nur dazu benutzt werden, eine Agenda voranzutreiben, und dass es ihren Puppenspielern, den Deepies, restlos egal ist, was am Ende mit ihnen passiert.

  2. „Während die NATO Milliarden ausgibt, um einen zusammenbrechenden Stellvertreterstaat zu versorgen, braucht Russland weniger als ein Zehntel der Kosten, um die gesamte Kriegsmaschinerie des Westens zu zerstören — militärisch, wirtschaftlich, diplomatisch und im Informationsbereich.“

    Naja, die Diplomatie wurde gerade nicht durch Russland zerstört. Im Gegenteil, Russland hat alles mögliche versucht, diplomatische Wege offenzuhalten und den Kontrahenten bist heute die Arme entgegengestreckt. Daß die Geduld Russlands irgenwann erschöpft ist, kann ich nur als berechtigte Reaktion verstehen. Vielleicht habe ich Dich aber auch falsch verstanden und Du meintest das „diplomatisch“ verbal. 😉 Ich selbst beobachte täglich den russischen Frontkanal (https://t.me/s/RVvoenkor). Dort kommen mehr Wahrheiten an´s Licht als dem Westen lieb ist. Hier kann jeder ungeschönt sehen, warum sie Angst vor der Wahrheit- und russische Medien wie Sputnik oder RT gesperrt haben. Z.B. die schrecklichen Berichte über die ermordeten Zivilisten während der ukrainischen Besatzung kursker Gebiete. Jüngst zwei Zivilisten, alte Männer welche mit weißen Tüchern aus dem unmittelbaren Schlachtfeld Richtung Osten flüchten wollten. Sie winkten und beteten, wurden aber dennoch von ukrainischen Drohnen zerfetzt. Eine alte Frau betete knieend Richtung Drohne um ihr Leben. Sie hatte keine Chance. Es ist eine schlimme Zeit.

    1. Ich meinte „diplomatisch“ tatsächlich im wahren Sinn des Wortes. Es ist ja nicht so, dass Russland nach Beginn seiner Ukraine-Intervention aufgehört hätte, Diplomatie zu betreiben.

      VG, Ped

  3. Danke für die deutliche Lagedarstellung und -Beurteilung! Einmal mehr und immer deutlicher wird die ungeheure Arroganz der Strippenzieher hinter dem wertewestlichen militärisch-industriellen Komplex sichtbar. Für den Profit wird über Leichen gegangen. Und bevor die ewig transatlantisch Verliebten nun zu weinen beginnen, sei daran erinnert, dass im Kalten Krieg unter der US-Strategie des „begrenzten Atomkriegs“ Europa als alleiniger Austragungsort vorgesehen war. Verbündete? Freunde? Was ist das?

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